Großwalbur, Oberfranken (CO) – Geophysikalische Prospektion

11.09.2022 - Großwalbur

Zwischen Meeder und Bad Rodach im oberfränkischen Landkreis Coburg liegt das beschauliche Örtchen Großwalbur. Nicht jedem der heutigen knapp 800 Einwohner ist bewusst, dass das Dorf eines der ältesten im gesamten Landkreis ist. So zeichnen sich noch heute die ursprüngliche Ortplanung und Teile der Ortsbefestigung, welche in die Zeit der Fränkischen Landnahme fallen.

Erst vor wenigen Jahren entdeckte man am westlichen Ortsrand in Luftbildern mehrere Bewuchsanomalien, welche eindeutig auf einen Turmhügel schließen lassen. Dieser zeichnet sich auch noch als seichte Erhebung auf dem dortigen Acker ab. Urkunden und schriftliche Überlieferungen geben sowohl einen niederen Adel wie auch das ehemalige Vorhandensein einer Burganlage preis, ohne den Standort allzu präzise zu verraten. Im Rahmen des Tags des offenen Denkmals 2022 plante der Arbeitskreis Geschichte und Archäologie (AGA) Coburg zusammen mit dem Landkreis Coburg und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) das neuentdeckte Bodendenkmal der interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren. Im Zuge dessen wurde ich beauftragt, eine Magnetometerprospektion durchzuführen, um quasi live vor Ort moderne Forschungsmethoden aufzeigen und frische Forschungsdaten sammeln zu können. Unterstützt wurde die Maßnahme nicht nur planerisch, sondern auch aktiv durch den AGA Coburg.

Die Ergebnisse übertrafen alle Erwartungen. So gibt es deutliche Hinweise auf Mehrphasigkeiten bzw. einen massiven Ausbau der Anlage. In ihrem Kern dürfte es sich um eine klassische Motte mit zwei Gräben, mindestens einer Palisade und einer hölzernen Turmburg gehandelt haben. Offenbar gab es auch ein hölzernes Torgebäude, welches einen Zugang von Südwesten aus ermöglichte. Später wurden die Turmburg und das Torhäuschen durch größere Steingebäude ersetzt und es kamen noch weitere Gebäude dazu. Die Palisadenwehr musste Steinmauern weichen. Als unerwartetes Nebenprodukt ließ sich auch ein Teil der westlichen Ortsbefestigung im Magnetogramm nachweisen. Dadurch ist klar, dass diese einst deutlich weitläufiger angelegt wurde, als bislang angenommen.