Himmelstadt, Unterfranken (MSP) – Geophysikalische Prospektion

30.10.2020 - Himmelstadt

2020 sollte das große Jubiläumsjahr des unterfränkischen Himmelstadts werden. Die urkundliche Ersterwähnung des Ortes, der vor allem durch sein Weihnachtspostamt bundesweit bekannt ist, datiert auf das Jahr 820. Bekanntermaßen sorgte die Corona-Pandemie dafür, dass die meisten Veranstaltungen mit den zahlreich erwarteten Besuchern nicht möglich waren. Somit wurden zunächst einzelne Termine und anschließend das komplette Jahresprogramm auf das Jahr 2021 verschoben. Bereits Jahre vor dem geplanten Jubiläum wurden mehrere Maßnahmen durchgeführt, um die Geschichte des Ortes so genau und fundiert wie möglich im Rahmen mehrerer Vorträge, Ausstellungen und einer Jubiläumschronik erarbeiten und der Öffentlichkeit darstellen zu können. Dabei fanden auch neue Forschungen in Archiven und im Gelände statt, so dass tatsächlich zahlreiche bislang unbekannte Erkenntnisse zur Vor- und Frühgeschichte, aber auch zum Mittelalter und zur frühen Neuzeit im Gemeindegebiet gesammelt werden konnten.

Der Aufschub der Festivitäten sorgte nun dafür, dass ein Projekt, das zuvor aus Zeitgründen keinen Platz mehr gefunden hatte, doch angegangen werden konnte. Es handelt sich um den rätselhaften Ummenstaller Hof, der etwas außerhalb der Ortschaft gelegen hat. Der einstige Gutshof, der noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts bestanden haben muss und auch noch in der Bayerischen Uraufnahme (1808 – 1864) verzeichnet wurde, ist heute obertägig vollständig verschwunden. Das gesamte Anwesen mit allen Gebäuden wurde bis auf die Grundmauern abgetragen. Mithilfe der Uraufnahme und zahlreichen Urkunden ließen sich jedoch schon im Vorfeld das Areal und die darauf befindlichen Gebäude eingrenzen. Nun galt es herauszufinden, wie viel von der einstigen Bausubstanz untertägig noch vorhanden ist und ob sich Hinweise auf die zeitliche Tiefe und auf räumliche Details der einzelnen Bauwerke mittels Magnetometerprospektion sammeln ließen.

Tatsächlich fanden sich im 1,62 ha großen Untersuchungsareal, welches zunächst mittels GNSS-Rover abgesteckt und anschließend mit dem Fluxgate-Gradiometer prospektiert wurde, zahlreiche Anomalien, die nicht nur Hinweise auf die Lage und Größe einzelner Gebäude, sondern sogar auf etwaige Raumaufteilungen und -nutzungen liefern konnten. Darüber hinaus ließen sich Gebäudestrukturen erkennen, die nicht mit der Uraufnahme zu korrelieren waren und somit wohl ältere Vorgängerbauten darstellen dürften. Fundamentierte Mauern bzw. Zäune umgrenzten zwei voneinander abgetrennte aber über ein Tor miteinander verbundene Hofeinheiten, von denen die östliche wohl zu einem späteren Zeitpunkt abgebaut worden ist.

Die Ergebnisse sollen im Rahmen einer vor Ort aufgestellten Informationstafel und eines Artikels in der Jubiläumschronik, der sich auch mit weiteren geophysikalischen Prospektionen in Himmelstadt befasst, für die Öffentlichkeit aufbereitet werden. Der Erscheinungstermin wurde auf das nächste Jahr verschoben.