Staffelberg, Oberfranken (LIF) – Ausgrabung am „Zangentor“

31.10.2018 - Bad Staffelstein

Von April bis November 2018 und von März bis September 2019 fand eine der größten Forschungsgrabungen der letzten Jahre in Oberfranken statt. Um der Bauweise und Dimension des zum spätlatènezeitlichen Oppidum auf dem Staffelberg gehörenden Westtores weiter auf den Grund zu gehen, veranlasste der Landkreis Lichtenfels eine umfangreiche Flächengrabung nach modernsten archäologischen Dokumentationsstandards. Die wissenschaftliche Leitung übernahm als ausgewiesener Keltenexperte PD Dr. Markus Schußmann. An den umfassenden Grabungs-, Dokumentations-, Fundbergungs- und Vermessungsarbeiten waren mehrere archäologische Fachfirmen beteiligt. Ich übernahm die visuelle Fund- und Befunddokumentation sowie die anschließende Fundversorgung und Inventarisierung. Des Weiteren bot ich archäologische Wanderführung durch das 49 ha große Oppidum an.

Bemerkenswert war neben der überraschend guten Befunderhaltung mit teilweise über 1 m hohen Mauern, rollierter Fahrbahnen, eingetieften Rückankergräbchen, seltene Details zum keltischen Bauablauf mit einem erhaltenen keltischen Fußabdruck und verkohlten hölzernen Konstruktionselementen in Fundlage auch die beeindruckende Dimension des ehemaligen Torgebäudes selbst. Die massive Bauweise mit teilweise um die 0,60 m dicken Eichenholzpfosten in Abständen von gerade einmal um die 0,50 m und zusätzlich fachwerkartigen Querholzverstrebungen deutet auf ein ehemals um die 12,50 m hohes Turmgebäude mit zwei etwa 3,50 m breiten Fahrspuren hin. Auch Teile der Torgasse wurden freigelegt, in welcher die Pfostenabstände der Pfostenschlitzbauweise entsprechend deutlich breiter wurden. Die zahlreichen verkohlten Hölzer deuten auf ein Brandereignis hin, welches aufgrund fehlender Waffenfunde aber wohl nicht mit einem kriegerischen Ereignis in Zusammenhang steht. Möglicherweise setzten spätere Metallplünderer das Gebäude in Brand. Auffällig waren zudem die zahlreichen Funde von menschlichen Schädelfragmenten, die sowohl im Torgebäude selbst, als auch in der Torgasse in unmittelbarer Nähe zu den Pfostenschlitzen gefunden wurden. Es ist also davon auszugehen, dass zahlreiche Trophäenschädel im ehemaligen Torgebäude „ausgestellt“ wurden.